Was interessiert Sie am Thema Sustainable Finance im Besonderen?
Frederike Knuth: „Für mich persönlich war der Start eine Reportage, in der Sustainable Finance als neues Thema angeschnitten wurde. Ich war gerade in der Themenfindung für meine Masterarbeit. Ich bin relativ unwissend in das Thema hineingestolpert. Erst durch das TAB-Projekt und die Auseinandersetzung mit der internationalen und nationalen Literatur habe ich gemerkt, was für ein Sprengstoff dahinter steckt.“
Juliane Corredor: „Ich kam schon zu meiner Masterzeit in Umweltpolitik in Frankreich in Berührung mit dem Thema. Das war 2015, zur Zeit des Pariser Klimaabkommens. Eines der zentralen Themen des Klimaabkommens ist die Frage nach der Finanzierung. Wie finanzieren die entwickelten Staaten die Transition in den Entwicklungsländern? Anhand dieses Schwerpunkts wusste ich, dass Sustainable Finance wichtig sein wird, um diese umweltpolitischen Ziele zu erreichen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dieses Projekt in der Praxis zu begleiten.“
Wie sind Sie mit der TAB zusammen gekommen?
Frederike Knuth: „Das war aufregend. Der Kontakt wurde über meine Professorin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena hergestellt. Sie wurde von einem Mitglied der Werkbank angeschrieben. Vorher hatte ich in einem Forschungskolloquium erzählt, dass ich Sustainable Finance als Thema für meine Masterarbeit spannend finden würde. So bin ich zur TAB gekommen. Und dann ging die Reise los."
Juliane Corredor: „Bei mir war es ähnlich. Ich wurde direkt angeschrieben, die Werkbank hatte mich über die Website der Uni Erfurt gefunden.“
In welcher Konstellation haben Sie mit der TAB zusammengearbeitet?
Frederike Knuth: „Ich war als Werkstudentin angestellt für sechs Monate. Wir sind das erste Mal im Mai 2020 zusammengekommen, offizieller Kickoff war im August und das Projekt lief bis Januar 2021.“
Juliane Corredor: „Ich war als freie Mitarbeiterin für den gleichen Zeitraum angestellt.“
Was waren die besonderen Herausforderungen dieses Projekts?
Frederike Knuth: „Die erste Herausforderung war, die konkrete Fragestellung zu definieren. Da war die TAB auch von Anfang an transparent: Wir haben erfahren, dass es von der Werkbank schon mal einen ersten Entwurf gab. Allerdings wurde deutlich, dass das Thema anders angegangen werden muss und dass die TAB eine wissenschaftliche Komponente braucht. Die zweite Herausforderung war der Umfang. Sustainable Finance ist kein fest definierter Begriff. Wir haben 73 Texte analysiert und weitaus mehr gesichtet. Hier eine Auswahl zu treffen, das war schwer. Das Projekt war von Anfang an von Limitierung begleitet.“
Juliane Corredor: „Ich stimme da vollkommen zu. Diese Fülle an Aspekten, die man mit hinein bringen könnte. Ich würde noch ergänzen, dass es für mich eine Herausforderung war, die abstrakte Ebene auf Thüringen und auf die TAB herunterzubrechen. Wie kann man das Wissen, welches wir jetzt synthetisiert haben, wirklich gewinnbringend umsetzen? Was kann die TAB konkret daraus lernen?“
Frederike Knuth: „Eine Herausforderung war auch das Konstrukt Förderbank. Ich wusste vorher nicht, dass es überhaupt Förderbanken gibt. Weder in Thüringen, noch woanders. Jetzt wo ich mich auch im Rahmen meiner Masterarbeit so intensiv mit Förderbanken beschäftigt habe, finde ich es erstaunlich, dass es zu diesem Themenfeld nicht tiefgreifendere Forschung gibt. Wir haben festgestellt, dass die zu Beginn aufgestellten Thesen für eine Förderbank anders dekliniert werden müssen.“
Inwiefern nehmen Förderbanken da eine besondere Rolle ein?
Frederike Knuth: „Man muss das im Kontext des Zwecks einer Förderbank sehen, ihrem öffentlich-rechtlichen Auftrag. Das Thema muss anders bearbeitet werden als es beispielsweise eine gewinnorientierte Bank angehen würde. Wir haben es so wahrgenommen, dass Förderbanken stärker als Gestalter auftreten können, gesamtgesellschaftlich gesehen. Auf der anderen Seite ist es kontrovers: Eine Förderbank schreibt zum Beispiel auf ihrer Website: „Förderbanken sind per se nachhaltig“. Das ist eine These, die durchaus diskutiert werden kann. Die Herausforderung liegt darin, dass es nicht den einen Weg gibt."