Im „Regionalmarktplatz Erfurt“ präsentieren und verkaufen Direktvermarkter aus ganz Thüringen ihre Produkte ab sofort auch in der Landeshauptstadt. Das bis Ende 2024 laufende Pilotprojekt wird unterstützt vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft und will ausgewählten landwirtschaftlichen Produkten einen neuen Absatzweg ermöglichen. Zur Eröffnung des innovativen 24h-Ladens mit dazugehörigem Onlineshop sprechen wir im #TABinterview mit den Initiatoren Yvonne Küntzer und Luise Unger vom Thüringer Bauernverband und blicken hinter die Kulissen.
Zum RegionalmarktplatzYvonne Küntzer: Im ländlichen Raum werden regionale Produkte aus der Thüringer Landwirtschaft über Hofläden oder den Einzelhandel vielerorts bereits angeboten. In den Städten ist die Verfügbarkeit regional erzeugter Lebensmittel aus Thüringen hingegen zumeist sehr gering. Die Wege zu den umliegenden Erzeugern und Direktvermarktern sind zu weit, die Öffnungszeiten von Wochenmärkten in den Innenstädten nicht sehr arbeitnehmerfreundlich ausgestaltet. Daher kam uns die Idee zum Pilot-Projekt „Regionalmarktplatz“. Wenn es gut funktioniert, ist eine Ausweitung auf andere Thüringer Städte und Ballungsräume angedacht.
Luise Unger: Im Haus der Grünen Verbände in Erfurt kann man zukünftig an drei Automaten 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche eine Auswahl an frischen regionalen und saisonalen Produkten bekommen. Ein noch größeres Sortiment bietet der eigene Onlineshop unter www.regionalmarktplatz-erfurt.de an. Dort können frische Lebensmittel von ausgesuchten Lieferanten vorbestellt und an der stationären Ausgabestelle hinter dem Haus der grünen Verbände selbst abgeholt werden. Im Rahmen des Projekts sind ferner Aktionstage, z.B. mit Frischfleisch oder Gemüse geplant. Der Kunde soll zukünftig auch die Möglichkeit haben, sein Lieblingsstück vom Rind zu reservieren und dann hier abzuholen.
Yvonne Küntzer: Ein großes Thema war natürlich die Finanzierung. Projektträger ist die TBV Service und Marketing GmbH. Auf der Suche nach passenden Förderprogrammen wurden wir sehr gut von der Thüringer Aufbaubank unterstützt. Die Basis bildete hier das Programm „LFE-Förderung der Zusammenarbeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Thüringen“ sowie die Investitionsförderung zur Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse.
Auch das Konzept musste genau durchdacht werden, hier profitieren wir allerdings von den vorhandenen Strukturen und Erfahrungswerten des Thüringer Waldshops. Dieses Onlineangebot existiert schon seit längerem und wurde Ende 2020 um einen lokalen Shop in Neuhaus am Rennweg ergänzt. Dieses Konzept wird in der Region und weit darüber hinaus sehr gut angenommen. Auch dieses Projekt wurde von der Thüringer Aufbaubank über das Programm LFE unterstützt. Wir konnten hier anknüpfen und profitieren nun u.a. von den vorhandenen logistischen und technischen Strukturen des Onlineshops.
Der Denkmalschutz der Alfred-Hess-Straße und der besondere Charakter des Hauses der Grünen Verbände sorgte jedoch für etwas zeitliche Verzögerung, aber nun sind wir endlich am Ziel.
– Yvonne Küntzer, Projektmanagerin vom „Regionalmarktplatz Erfurt“„Die Wege zu den umliegenden Erzeugern und Direktvermarktern sind weit, die Öffnungszeiten von Wochenmärkten in den Innenstädten nicht sehr arbeitnehmerfreundlich ausgestaltet. Daher kam uns die Idee zum Pilot-Projekt „Regionalmarktplatz“.
– Luise Unger, Fachreferentin „Regionalmarktplatz Erfurt“:„Wir wissen um die kritische Kundschaft in der Landeshauptstadt und wollen diese mit ausgesuchter Qualität und einem individuellen Konzept zum Besuch ermuntern.“
Yvonne Küntzer: Das Sortiment wurde mittels eines Kriterienkatalogs bewusst so zusammengestellt, dass wir ein gewisses Alleinstellungsmerkmal haben. Der Regionalmarktplatz bietet Direktvermarktern aus ganz Thüringen die Chance, sich zu präsentieren. Wer sich nebenan im Kressepark seinen Fisch oder Erfurter Schokolade holt, kann seinen Einkaufskorb hier mit Wurst aus Teichel oder Ziegenkäse aus Greußen ergänzen. Das, was man beim Regionalmarktplatz bekommt, ist ein breites Spektrum an Produkten des alltäglichen Bedarfes sowie exklusiven Erzeugnissen von landwirtschaftlichen Vermarktern. Wir werden natürlich auch versuchen, die Betriebe und ihre Herstellungsprozesse transparenter darzustellen, als es ein Supermarkt kann.
Luise Unger: Wir wissen um die kritische Kundschaft in der Landeshauptstadt und wollen diese mit ausgesuchter Qualität und einem individuellen Konzept zum Besuch ermuntern. Damit es nicht langweilig wird, soll sich die Produktpalette immer mal verändern. Das Marketing läuft neben der sehr wichtigen Mund-zu-Mund-Propaganda hauptsächlich über die sozialen Medien und natürlich die neue Website mit Shop. Die farbenfrohe Gestaltung des Logos und der verschiedenen Produktkategorien haben wir über eine Illustratorin und Grafikerin umgesetzt.
Um den Begriff „Marktplatz“ zu leben, wird es die verschiedenen Aktionstage geben, an denen sich die Hersteller auch vor Ort präsentieren können.
Yvonne Küntzer: Am Ende des kommenden Jahres werden wir wissen, welche Produkte gut angenommen werden, und welche eher Ladenhüter sind. Bis dahin haben wir sicher auch die logistischen Prozesse und Abholzeiten weiter optimiert und haben ein generelles Gefühl für Zahlen und Wirtschaftlichkeit bekommen.
Es wäre toll, wenn wir in der nächsten Stufe in weiteren Städten starten können.